Tallinn – Altstadt in der ersten Etage

Der Blick mit dem höchsten Wiedererkennungswert in Tallinn schweift von dem Aussichtspunkt Kohtuotsa in der Oberstadt (Teil der Altstadt, Weltkulturerbe der UNESCO) über die niedriger gelegenen Teile Tallins bis an den Hafen und die Ostsee. Tallinn ist reich an Grünanalgen im gesamten Stadtgebiet

Bevor man die Altstadt erreicht, geht es bergauf, entweder über entsprechend steile Straßen oder eine Treppenanlage, die bis zur imposanten, sehr gut erhaltenen Stadtmauer auf die Rückseite des Regierungsgebäudes führt

Stadtmauer und mächtige Wehrtürme wurden ab dem 13. JH über 300 Jahre Bauzeit (!) errichtet und begrenzen heute das Weltkulturerbe im Inneren der beiden Teile der Altstadt, der Ober- und der Unterstadt. In den Türmen des Kiek in de Kök ist ein Museum und der Beginn des Rundgangs auf der Empore innen an der Stadtmauer

Einige der Türme haben leicht nachvollziehbare Namen, wie hier der „Lange Herrmann“ oder die „Dicke Margarethe“, andere nicht

Innen an der Stadtmauer führt ein ehemaliger Wehrgang auf der Empore mit z.T. fantastischen Blicken nach außen in Richtung moderne Stadt und Ostsee oder nach innen auf die politisch-kulturell gepflegte Oberstadt und die touristisch geprägte Unterstadt mit malerischen Plätzen, Gassen, Restaurants und Kneipen

Entlang der ehemaligen Wehranlage und heutigen Touristenattraktion wachen drei mannshohe, gesichtslose Mönchsskulpturen aus Eisen am sog. Garten des dänischen Königs. Sie passen sehr gut in die Atmosphäre vor Ort, sind aber erst im Jahr 2015 erschaffen und ausgestellt worden

Einer der Blicke von einer erhöhten Position geht über die typischen schmalen Gassen der Altstadt mit ihren Wohnhäusern und dem schier überall anzutreffenden, nicht gerade fußschonenden Kopfsteinpflaster

Das touristische Leben findet in der sog. Unterstadt, einige Höhenmeter unter dem Viertel mit Regierungspalast, Museen, Botschaften und Kathedrale statt. Entlang fast aller Gassen und auf dem zentralen Platz in Tallin gibt es Kneipen, Restaurants und Cafes im Überfluss, die im relativ kurzen Sommer im Außenbereich mit Terrassen und Biergärten zum Verweilen und einer Stärkung einladen

Viele bunte Fassaden der Privathäuser und Gastronomiebetriebe in den schmalen, verkehrsberuhigten Sträßchen sind sorgfältig renoviert und begeistern die Besucher dieses Weltkulturerbes

Straßenkünstler mit Instrumenten und Liedern aller Art von klassischer Musik bis zu moderner Unterhaltungsmusik verdienen sich an vielen neuralgischen Punkten der Altstadt mit Livemusik und Tonträgern einen Teil ihres Einkommens. Sie untermalen die tollen optischen Eindrücke Tallinns akustisch – allerdings nicht immer mit derselben Qualität

Bevor es weiter in die Oberstadt geht, ist erst einmal eine Pause in einer der vielen grünen Parkanlagen Tallinns angesagt. Auch hier verewigen sich Künstler mit Skulpturen aller Art und aus Materialien wie Holz, Stein und Metall

Das Regierungsgebäude ist ein repräsentatives, aber nicht protziges Gebäude in der Oberstadt. Es wurde Ende des 18. JH ursprünglich als Gerichtsgebäude gebaut, verfiel in der sowjetischen Zeit und wurde in den späten 1990er Jahren umfassend saniert

Die Alexander-Newski-Kathedrale ist DER Blickfang in der Oberstadt. Sie wurde Ende des 19. JH als typisches Beispiel einer russisch-orthodoxen Kirche erbaut. Auch sie zerfiel in der Zeit des Kommunismus zusehends und wurde erst nach der Unabhängigkeit von der ehemaligen UdSSR Ende der 1990er Jahre grundlegend saniert

Die fünf Zwiebeltürme tragen die typischen Kreuze russisch-orthodoxer Kirchen mit drei Querbalken und einem schrägen Balken, eine Interpretation der Kreuzigung Jesus Christus. Auch Form und Zahl der Zwiebeltürme stellen Motive des orthodoxen Glaubens dar, z.B. brennende Kerzen, 3 Türme die Dreifaltigkeit und 5 Türme Jesus mit seinen 4 Evangelisten dar

Die Reise geht mit einem besonderen Lichtblick zu Ende, dem von der Sonne beleuchteten Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg auf dem Jahr 2009. Als Chemiker aus Darmstadt nahm ich gerne zur Kenntnis, dass das Denkmal aus Plexiglas (erfunden von der Firma Röhm & Haas in Darmstadt) geschaffen wurde

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